Am 12. Mai 2016 berichtete Spiegel Online über das Vorhaben von Papst Franziskus, die Ausübung des Diakonats auch für Frauen zu ermöglichen. Hierfür hat er eigens eine Prüfungskommission installiert, die es sich nicht leicht machen und sicherlich mit gewichtigen Argumenten das Für und Wider abwägen wird. Und während sich die hochgelahrten katholischen Herren hinter den dicken Mauern des Vatikan mit hochtheologischen Spiegelfechtereien die Zeit vertreiben, schließt indes der fortschrittliche Mann auf dem Stuhle Petri die Zulassung von Frauen für das Priesteramt auch weiterhin kategorisch aus.
Denn die Weihe von Frauen zu katholischen Priesterinnen wird ja mit einem der unschlagbarsten Argumente der Menschheitsgeschichte abgewiesen – mit dem Willen Jesu von Nazareth. Die Argumentation verläuft in etwa so: Man sei dem Wunsch zur Frauenordination ja alles in allem sehr offen, aber – leiderleider! – könne man ihm nicht nachkommen, weil ja Jesus himself ausschließlich Männer für dieses verantwortungsvolle Amt auserkoren habe. Uns so gibt man sich geschlagen von der Wucht dieser Begründung und lenkt ein: Ja, stimmt eigentlich, da kann man wohl nichts machen …
Woher diese Leute den Willen Jesus kennen, muss allerdings schleierhaft bleiben. Immerhin handelt es sich um den Willen des inkarnierten Gottes und ist somit prinzipiell unergründlich. Wie kommen diese Herren also darauf, dass das Kriterium „Mann“ entscheidend für Jesus war? Immerhin sind noch viele andere Begründungen denkbar:
- Jesu Wahl für seine Apostel traf ausschließlich Menschen aus Galiläa. Also dürfen ab heute nur noch Galiläer zum Priester geweiht werden?
- Alle die von ihm persönlich auserwählten Apostel sprachen aramäisch. Ist vielleicht das das entscheidende Auswahlkriterium für Jesus gewesen?
- Oder sollen die zukünftigen Männer Gottes ausschließlich aus den Reihen der Fischer, Handwerker und Zöllner stammen? Denn daraus rekrutierten sich die ersten Apostel.
- Nach allem, was wir wissen, haben die ersten Apostel keine Schulbildung genossen. Es sollen also nur noch Ungebildete Priester werden?
- Die Apostel waren sämtlich beschnitten. Sollten wir also in Zukunft allein auf die seelsorgerische und missionarische Tätigkeit von Beschnittenen bauen?
- Die Apostel waren alle verheiratet – ja auch der vermeintlich erste aller Päpste: Petrus. Sollten also nur noch Verheiratete zum Priester geweiht werden?
- Jesus hat insgesamt 12 Apostel um sich geschart. Ist das nicht ein überdeutliches Zeichen für den Willen Jesu, dass auf dem gesamten Erdenrund insgesamt nur 12 geweihte Männer das Wort Gottes verkünden sollen?
- Die Apostel erscheinen in den drei synoptischen Evangelien als mittelmäßige, leicht verstrahlte Zeitgenossen, die eigentlich nur als Folie dienen, die Überlegenheit Jesu deutlich hervortreten zu lassen – insbesondere Apostel Petrus. Sollen wir also in Zukunft nur noch mittelmäßige, leicht verstrahlte Menschen zum Priester weihen? Nun …
Aber ganz ehrlich: Wir wissen nicht, wie und warum Jesus seine Wahl getroffen hat. Aber dass ausgerechnet Männer bestimmen, dass das Kriterium „Mann“ das wirklich entscheidende war … ein Schelm, der Böses dabei denkt…