Tatort Skulpturenausstellung – Der Krimi zu Münsters Kunstevent 2017

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Rechtzeitig zur Ausstellung „Skulptur Projekte 2017“ ist mein Münster-Krimi „Tatort Skulpturenausstellung“ in zweiter Auflage und mit neuer Cover-Gestaltung erschienen. Ein kleiner Auszug:

„Wir verließen das Präsidium, stiegen ins Auto und fuhren los. Vom Ring in die Wolbecker Straße. Schon bald ließen wir die letzten Häuser hinter uns. Äcker, Felder, einzeln liegende Gehöfte, die an uns vorbeizogen. Ich dachte an Frau Geyer, der ich in nicht mehr als zwanzig Minuten die Nachricht vom Tode ihres Mannes zu überbringen hatte. Obwohl ich schon über 10 Jahre meinen Job mache, ist mir dieser Aspekt meiner Tätigkeit verhasst geblieben. Man kondoliert und sagt „Herzliches Beileid“, obwohl man die Gefühle, die die Todesnachricht bei den Angehörigen auslösen, schon aus professioneller Distanz nicht ermessen kann, während sich der Angehörige für diese Artigkeit bedankt, die ihn – weil mit den Gedanken ganz woanders – allerdings nicht wirklich mehr erreicht. Ein Kriminalbeamter und der Angehörige im Moment der Todesnachricht: weiter können zwei, die miteinander reden, nicht auseinander sein. In die tiefste Einsamkeit verstoßen, gaukeln beide ein Gespräch nur vor. ´Herzliches Beileid – Danke´ –  so nennt man das Mobilé, an denen die Autisten baumeln. Aufgrund meiner Schwierigkeiten, die ich in solchen Situationen habe, bat ich Joseph, sich zunächst zurückzuhalten. Er nickte nur leicht den Kopf und sagte etwas beleidigt: „Wie Sie wünschen.“

Wir waren da. Das erste, was wir sahen, war eine etwa zwei Meter hohe, weiße Mauer, die offenbar ein ganz ordentliches Grundstück umgab. Wir gingen zur Pforte und klingelten. Kurze Zeit danach knackte die Gegensprechanlage und eine weibliche Stimme fragte: „Ja, bitte?“

„Guten Tag. Spreche ich mit Frau Geyer?“

„Ja. Was möchten Sie?“

„Wir sind von der Kriminalpolizei Münster. Mein Name ist Korbmann, Wilhelm Korbmann, und ich bin mit meinem Kollegen Kuhl da. Wir hätten Sie ganz gerne mal gesprochen.“

„Worum geht es denn?“

„Das möchte ich hier nicht an der Sprechanlage mit Ihnen erörtern. Würden Sie uns vorlassen?“

Der Türsummer gab Laut. Die Tür sprang auf und eröffnete uns einen riesigen Garten. Obstbäume, Beete mit in voller Pracht stehenden Blumen, eine saftige, sauber gepflegte Rasenfläche, aus der verschiedene Skulpturen ragten. Wir gingen durch den Garten zum Bungalow. Frau Geyer erwartete uns an der Haustür. Eine ziemlich ansehnliche Dame um die vierzig, schmales, fein geschnittenes Gesicht, mittelblonde, halblange Haare. Sie schien beunruhigt.

„Was haben Sie mir denn so Wichtiges zu sagen?“ fragte sie unvermittelt.

„Frau Geyer…“, hob ich an, aber ich kam nicht weiter.

„Ja, bitte?“

„Frau Geyer… es… es geht um Ihren Mann … ich muss Ihnen die traurige Mitteilung machen, dass wir ihn heute morgen tot aufgefunden haben.“

Sie reagierte geschockt. In diesem Moment schien sie hineingerissen in Ihre Gedanken. Ihre Augen bewegten sich – das Weite suchend – hin und her.

„Frau Geyer. Darf ich Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen angesichts des Todes…“ stammelte ich hilflos.

„Schon gut, danke“, sagte sie mit flacher Stimme und rettete mich aus dieser peinlichen Situation – noch immer ganz benommen. Sie schwieg.

„Frau Geyer“, hob ich wieder vorsichtig an, „wir müssen Ihnen dennoch ein paar Fragen stellen.“

Sie schien aus Ihrer Traumverlorenheit wieder aufzutauchen. Ihre Augen fixierten mich jetzt fest. „Ach entschuldigen Sie, treten Sie doch bitte ein.“

Wir gingen durch eine lichte Diele in das Wohnzimmer. Sie bat uns Platz zu nehmen. Sie fragte: „Wo haben Sie ihn denn gefunden? Und wie ist das passiert?“

„Man fand ihn heute morgen tot zu Füßen seines Kunstwerks, das er im Rahmen der Skulpturenausstellung ausgestellt hat, in seiner rechten Hand eine Pistole. Seltsamerweise fehlte jedoch sein Kunstwerk.“

Sie schwieg.

„Sehr verehrte Frau Geyer,“ unterbrach ich die Stille, „wir haben bisher keine Erkenntnis darüber, ob ihr Mann durch Mord oder Selbstmord umgekommen ist.“

„Es war Mord!“

 

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Ulrich Elsbroek: Tatort Skulpturenausstellung, VDG Weimar, 2. Auflage,

ISBN: 978-3-89739-901-3, 214 Seiten